Rotdrossel, Der grosse Zug in Richtung Norden

Viele Vögel überwintern in Westeuropa und ziehen im Frühling ein paar tausend Kilometer nach ihrem Brutgebiet im kalten Norden um ihre Nachkommen gross zu ziehen. Die Rodrossel ist eine von denen. Warum diese Vögel trotz der Entbehrungen jedoch massenhaft den grossen Zug in Richtung Norden unternehmen, erzählt das nächste neue Märchen.

An heissen Frühlingstagen ein Nest ausbrüten- Rotdrossel fand es eine miesse Sache. Und als danach noch die heisse Sommertage kamen, dann war sie voll sauer. Dann sass sie schnaufend und schwitzend auf ihre Eier während sie vor Hitze rot anlief und dabei fühlte wie die Schweissflüssigkeit sich in ihren Achselhöhlen häufte, wodurch die im Laufe der Zeit kupferrot gefärbt waren. Ausserdem verursachte dieser Schweiss kupferfarbige Fleckchen auf die Eier. Und dies machte sie nicht sehr lustig… Nöh, für Rotdrossel war die Brütezeit eine Erschöpfung.
Die einzige Tagen an den Rotdrossel mit viel Vergnügen auf ihre Eier sass, waren die an den ein frischer Wind wehte: eine herrliche verkülende Brise aus dem Norden. Warum brüten wir eigentlich nicht dort? dachte Rotdrossel dann, dort im Norden wo die Temperatur viel angenehmer ist.
Manchmal sprach sie mit anderen Vögeln hierüber, aber alle sagten sie: “ Vergiss es. Im Norden ist zwar die Temperatur angenehmer als hier, aber es ist nicht lebenswert und voller Gefahren.” Aber Rotdrossel konnte es nicht vergessen. Jede Brütezeit nahm ihre Abneigung zu und als es Zeit war für die jährliche Vogelsitzung entschloss sie sich das Problem zur Sprache zu stellen: “Die Hitze beim Brüten macht mich verrückt.Es ist oft nicht aus zu halten und ich habe verstanden dass ich nicht die Einzige bin die so darüber denkt.”
Tatsächlich: nicht nur Wacholderdrossel, sondern auch Pfeifente, Töppelente, Strandläufer, Goldpluvier, Ganz und die Schwester des Bussards, die sie Rauhfuss nannten weil sie Federn an ihren Pfoten hatte, pflichteten ihr bei. Rotdrossel machte weiter mit ihrer so charakterischen schrillen Stimme: “ Aus dem Norden kommt dann und wann ein   angenehmer verkühlender Wind. Wie schön es wäre wenn wir dort brüten könnten. Aber dies ist offentsichlich nicht möglich.” stöhnte sie. “jeder warnt mich das sim Norden kein Leben möglich ist. Dass es dort gefährlich ist. Dass dort ein Riesenmonster lebt das jedes lebendige Wesen verschlingt.”
“Stimmt das, oder sind es Angstgeschichten von Angsthasen?” piepste Goldpluvier mit klagender Stimme. “Gibt es keinen der dies forschen könnte? Der nach will schauen ob es stimmt was sie sagen?”
Es schien ob Rauhfuss etwas sagen wollte, aber letztendlich schwieg er. Genau wie alle anderen. Bis Strandläufer sagte: “Mir gefällt deine Idee, Goldpluvier. Leider bin ich zu winzig gebaut, aber kannst du nicht gehen, Rotdrossel? Du bist ein intelligenter und rustiger Vogel und du kannst gut fliegen.”

So ging an einem heissen Nachsommertag Rotdrossel mit ihrem Mann auf Expedition in Richtung Norden. Sie flogen vor allem während den kühlen Nächten und tagsüber machten sie sich auf die Suche nach Nahrung und ruhten sie aus. Als sie eine Nacht ihre Fahrt in Richtung Norden fortführten, schien es ob der ganze Himmel plötzlich anfing sich zu bewegen und erleuchtet wurde von gespensterischen, grünen, gelben und lila Formen. Hals über Kopf kehrten sie um und flohen sie zurück nach Hause.
“Es spukt tatsächlich im Norden” rapportierte Rotdrossel an die andere Vögel als sie sicher daheim waren. “An einer Nacht fing der Himmel an sich zu bewegen mit flammenden Farben. Dies war bestimmt das grosse Monster das aufwachte und anfing zu speien. Zum Glück sind wir entkommen durch ganz schnell zurück zu fliegen.”
Die Zuhörer schwiegen vor Entsetzen und Enttäuschung, aber dann fragte der immer so schweigsame Rauhfuss: “Hast du das Monster auch gesehen?”
Fassungslos schauten alle Vögel ihn an, wie konnte er dies fragen? Ganz ruhig sprach er weiter: “Manchmal wenn ich mich langweile, gehe ich auf Reise und mache dabei lange Fahrten. Ich kann gut und hoch fliegen auf der Thermik. Die bunte, sich bewegende Luften habe ich schon mal in der Ferne gesehn, sie nennen es das Polarlicht. Aber ich bin noch nie ein Riesenmonster gewahr geworden. Ich werde selbst mal nachschauen. Aber jetzt wird es Winter und dann bin ich gerne hier. Ich reise Nächsten Frühling ab. Einverstanden?” Und so geschah es.
Als Rauhfuss nach vier Jahren noch nicht zurück war, fühlte Rotdrossel sich schuldig über ihren unseligen Plan. Alle trauerten um den tapferen Rauhfuss der ganz bestimmt von dem Monster aus dem Norden verschlungen worden war. Aber als an einem warmen Herbsttag Rotdrossel Kühlung suchte auf offener Fläche am Meer, sah sie dort zu ihrem grossen Erstaunen Rauhfuss landen mit seiner Familie. Rotdrossel versteckte sich unter den Dünendornen und erstaunt hörte sie Rauhfuss zu seiner Frau sagen: “Wie gut dass wir zu den blöden Vögeln nicht gesprochen haben von den kühlen Sommern im hohen Norden. Jetzt ist das Paradies für uns ganz alleine und haben wir Nahrung für unsere Kinder.”
Wütend kam Rotdrossel aus dem Gebüsch und schrie: “Wir dachten schon du bist tot, Rauhfuss! Aber jetzt sehe ich du bist wohlauf, mit deiner ganzen Familie, und höre ich dich Geschichten erzählen von dem paradiesischen Norden. Du hast mich sehr enttäuscht! Du hast uns alle beschummelt! Ich rate dir den anderen Vögeln nicht zu zeigen!” und ausser sich vor Wut flog sie zurück um es den anderen zu erzählen.

Seitdem ziehen jeden Frühling Wacholderdrossel, Pfeifente, Töppelente, Strandläufer, Goldpluvier und Ganz einige tausend Kilometer in Richtung Norden. Dort is Raum und Nahrung im Überfluss und auch nicht so heiss. Auch ist es fast die ganze Nacht hell, wodurch sie ihre Feinde nicht sehen können und ihre Nester besser sehen können. Leider sind die Winter sehr schlimm und deswegen fliegen sie jeden Herbst wieder zurück. Höre in dieser Periode gut hin, denn dann hört man wie die Rotdrosseln sich gegenseitig die uralte Geschichte von Rotdrossel und Rauhfuss und der Anfang des grossen Zuges in Richtung Norden erzählen.
Rauhfussbussards fühlen sich bis zum heutigen Tag schuldig über den Verrat ihrer Voreltern und leben deshalb zurückgezogen in stattlichen offenen Flächen, genauso hier wie auch im hohen Norden.

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Früher dachte man dass Zugvögel sich in Bergspalten oder unter der Erde versteckten für ihren Winterschlaf. Erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts stellte Forschung heraus wie falsch diese Annahme war.

Die Rotdrossel (Turdus iliacus) ist zwar die Kleinste von den bekannten Drosseln, aber kann am schnellsten fliegen. Rotdrosseln sind echte Gruppenvögel. Im Winter fressen sie vor allem Beeren, aber sie lieben auch anderes verfaultes Obst. Man sieht sie in beerentragenden Bäumen und Gebüschen wie Hagedornen in den Dünen, Wäldern, Parkanlagen und Gärten. Während dem Zug fliegen sie in grossen Gruppen, vor allem Nachts. Dann fliegen sie mit einer grösseren gegenseitigen Entfernung und kommunizieren ständig miteinander mit einem hohen Laut um nicht aufeinander zu knallen und gemeinsam in die gleiche Richtung zu fliegen. Tagsüber fliegen sie enger zusammen. In Skandinavien sieht man im Sommer genauso viele Rotdrosseln wie Amseln in unserem Land und sie wühlen genauso wie die Amseln die Humusschicht um auf der Suche nach Würmern und Insekten. Sie können 19 Jahre alt werden.

Der Rauhfussbussard (Buteo lagopus) sieht dem (üblichen) Bussard (Buteo buteo) sehr ähnlich, aber hat eine kräftigere Stattur, eine grössere Spannweite (bis anderthalb Meter) und einen weissen Oberschwanz der am Ende von einem deutlichen dunklen Band begrenst wird. Weiterhin hat er Feder an den Pfoten bis zu den Zehen, in Gegensatz zu dem Bussard der hier federlos ist. Es sind richtige Solisten die nur während der Brütezeit in Familienzusammenhang leben. Sie leben dann hauptsächlich auf den ausgedehnten Tundren von Skandinavien und Rusland. In September und Oktober ziehen sie nach den gemässigten Gegenden von Mittel-und Südeuropa wobei die Niederlande die meist nördliche Grenze ist.

Auffallend ist dass er “betet” wie ein Turmfalke beim Jagen, wobei er vor allem kleine Nagetiere wie Mäuse und Lemminge frisst, aber Kaninchen und Vögel stehen auch auf dem Speiseplan. Es sind ausgezeichnete Flieger die die Thermik anwenden. Sie können 15 Jahre alt werden. In den Niederlanden überwintern jährlich einige Dutzenden, in Belgien gut hundert. Rauhfussbussards kann man vor allem sehen auf grosse offene Flächen wie die Oostvaardersplassen und das Scheldedelta.

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Els Baars
Natuurverhalen